Autos sind quasi fahrende IT-Systeme

«Heute braucht man viel Know-how im Umgang mit den modernen Fahrzeugen.»

Ignaz Schelbert, Leiter Service und Niels Packebusch, Leiter Werkstatt bei der Max Heidegger AG in Triesen im Interview mit dem Vaterlandmagazin "Auto & Mobiliät".

Herr Schelbert und Herr Packebusch, weshalb haben Sie sich für die Autobranche entschieden?

Ignaz Schelbert: Mich haben Autos und Motoren immer schon fasziniert und so war es naheliegend, dass ich in dieser Branche gelandet bin. Nach einer weiterführenden Ausbildung als Diagnostiker konnte ich mich im Kundendienst und anderen Bereichen weiterbilden und arbeite nun schon gut 20 Jahre in diesem Gewerbe – und die Begeisterung ist so gross wie am ersten Tag.
Niels Packebusch: Mir wurde der Beruf quasi in die Wiege gelegt. Mein Vater betreibt einen Karosseriebetrieb und da bin ich hineingewachsen.

In Ihrem beruflichen Alltag spielen Elektrofahrzeuge eine grosse Rolle. Sahen Sie diese Entwicklung schon während Ihrer Ausbildung kommen?

Niels Packebusch: Teilweise. Während der Ausbildung war klar, dass sich in dieser Richtung etwas tut, in welchem Umfang, in welchem Zeithorizont und wie es konkret aussehen wird, konnte man damals jedoch nicht ausmachen.
Ignaz Schelbert: So richtig begonnen hat es vor rund 20 Jahren, als Toyota ein hybridangetriebenes Fahrzeug im
Angebot hatte. 2010 folgte dann BMW mit dem Modell i3, das sich dann später zum vollen Elektrofahrzeug entwickelte. Der erste Tesla von Elon Musk 2013 auf unserer Strasse belebte die E Mobilität stark und trieb die Entwicklung voran.
Niels Packebusch: Tesla hat der Massentauglichkeit von Elektrofahrzeugen den Weg bereitet. Für uns als Automechatroniker ist das eine spannende Entwicklung.
Ignaz Schelbert: Alternativantriebe waren bei der Berufslehre bereits integriert und darunter war auch das E-Auto. In den letzten Jahren war besonders spannend zu sehen, wie schnell die Entwicklung von E Autos vorangetrieben wurde.

Mit der Elektromobilität haben sich die Abläufe und die Herausforderungen in einer Garage deutlich verändert.

Niels Packebusch: Genau. Heute braucht man viel Knowhow im Umgang mit modernen Fahrzeugen. Wir sprechen hier von elektrischer Hochspannung, die in den Fahrzeugen besteht. Das hat das Gefahrenpotenzial deutlich erhöht und macht eine permanente Weiterbildung nötig.

Ignaz Schelbert: In unserer Werkstatt wird grosser Wert auf die Arbeitssicherheit gelegt. Aus diesem Grund gehört zu einem topausgestatteten Arbeitsplatz auch eine gute Ausbildung der Mitarbeiter dazu. Jeder Mitarbeiter, der an einem Elektrofahrzeug arbeitet, hat ein Hochvoltzertifikat. Die Abläufe sind geschult und die Herausforderung sind somit gut zu bewältigen.

Ihr Job ist heute also deutlich anders als noch vor einigen Jahren?

Niels Packebusch: Ja, da immer mehr Technik im Auto verarbeitet wird und alles vernetzt ist, müssen wir heute andere Probleme beheben – in vielen Fällen gar nicht unbedingt klassische Autoschäden. Kunden kommen zu uns, wenn die Reichweite des Fahrzeugs nicht mehr den Vorgaben entspricht, wenn es nicht richtig lädt, wenn das
Multimediasystem nicht korrekt funktioniert. Dafür nehmen Ölwechsel oder ähnliche Aufgaben an Bedeutung ab. Wir sind heute viel mehr Elektriker und Diagnostikerals klassische Automechaniker.
Ignaz Schelbert: Und wir lernen immer Neues dazu. Aufgrund der schnellen Veränderung der Autoentwicklung müssen wir uns permanent mit neuen Themen und Techniken befassen. Sobald ein Fahrzeug in Kundenbesitz ist, wollen wir auch kompetent Auskunft geben können und dafür muss unser Wissensstand up-to-date sein.
Niels Packebusch: Genau, um den täglichen Anforderungen gerecht zu werden, müssen wir am Puls der Technik sein und uns auch dementsprechend weiterbilden. Man darf nicht stehenbleiben.

Sind Sie dabei auch auf technische Hilfsmittel angewiesen?

Niels Packebusch: Ja natürlich, jeden Tag. Ohne Laptop kann man heute kein Auto mehr reparieren.
Ignaz Schelbert: In einem Fahrzeug sind heute bis zu 100 Steuergeräte verbaut, die miteinander vernetzt sind. Wer da bei einer Diagnose nicht auf Hilfsmittel zurückgreifen kann, sucht bei diesen Bus-Systemen sicher am falschen Ort.
Niels Packebusch: Autos sind quasi fahrende IT-Systeme.

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