«Oldtimer muss man bewegen, fahren und geniessen»
Jakob Heidegger im Interview mit Andreas Laternser im Automagazin vom Liecht. Vaterland zum Thema: Faszination Oldtimer.
Herr Heidegger, sie haben oft mit Fahrzeugen aller Art zu tun. Welche Rolle spielen dabei Oldtimer?
Jakob Heidegger: Wir betreuen oft ältere Kundenfahrzeuge, machen den Service und nehmen Reparaturen vor. Aber wir lagern sie auch bei uns ein und sorgen dafür, dass sie in einem optimalen Zustand sind, wenn die Kunden eine Ausfahrt planen. Wir bieten hier ein Rundum-Sorglos-Paket.
Das ist sicher eine Herausforderung für Ihr Team. Oldtimer ist ja nicht gleich Oldtimer, oder?
Das stimmt. Man kann Oldtimer im Grunde in zwei Kategorien unterteilen: die aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg und die, die danach gebaut wurden. Für die neueren gibt es oft noch gute Ersatzteile und Mechaniker, die sich mit den Typen auskennen. Für Vorkriegsfahrzeuge ist die Situation ganz anders. Dort ist es oft nur sehr schwer oder kaum möglich, Ersatzteile zu erhalten. Und das Know-how für Reparaturen konzentriert sich auf einige wenige Spezialisten. Glücklicherweise haben wir Profis und ehemalige Mechaniker an der Hand, die sich mit vielen Autos auskennen und die wir fragen können.
Was macht es besonders schwer, alte Autos zu reparieren?
Oftmals sind Oldtimer durch verschiedene Hände gegangen und es wurde viel «gebastelt», also unfachmännisch gearbeitet. Wir richten die Fahrzeuge so her, wie sie original waren, dabei müssen wir nicht selten das Auto komplett zerlegen. Alle Bereiche, die falsch bearbeitet wurden, werden ausgetauscht, um so den Originalzustand wieder herzustellen – das kann dauern, manchmal Jahre, bis wir die passenden Teile auftreiben können. Wer Oldtimer fahren möchte, braucht Geduld.
Wie stehen Sie zu Oldtimern? Ist das eine Leidenschaft von Ihnen?
Ich liebe jüngere Oldtimer, beispielsweise aus den 70er-Jahren. Die kann man heute noch gut fahren und sie funktionieren in der Regel. Für ältere Fahrzeuge kann ich mich weniger begeistern. Ich will am Wochenende ausfahren und nicht am Oldtimer rumschrauben. Hinzu kommt, dass diese sehr alten Oldtimer oft nicht einfach zu fahren sind und man vom Anlassen über das Schalten bis hin zu anderen fahrzeugspezifischen Besonderheiten die richtigen Kenntnisse haben muss.
Hier im Showroom haben Sie etliche Oldtimer. Was sind das für Fahrzeuge?
Zum einen sind es alte Rennwagen, mit denen Heidegger an Rennevents teilgenommen hat. Darunter ist beispielsweise ein Formel II von Stefan Bellof. Oder auch ein BMW 700 Sport, mit dem 1963 die Schweizer Meisterschaft gewonnen wurde. Teilweise sind es nicht genau dieselben Autos von damals, sondern originalgetreue Nachbildungen. Wie der Nachbau des BMW 2002 von 1974, mit dem Heidegger mit einem französischen Team die 24 Stunden von Le Mans gewann. Bei unserer Konkurrenz ging damals der Motor vor dem Ende kaputt, die Anforderungen waren einfach zu hoch, unserer aber hielt durch und wir standen am Schluss ganz oben. Wir haben auch einen Rennwagen, den damals Jo Gartner für uns gefahren hat, in der Ausstellung. Er war neben Manfred Schurte, Keke Rosberg und Mark Surer einer unserer Fahrer. Es ist also eine kleine Reise in die Geschichte von Heidegger, die man hier unternehmen kann.
Sind Oldtimer Ihrer Meinung nach eine gute Geldanlage?
In einzelnen Fällen sicherlich. Wenn man sich die Kosten für einen Oldtimer mal anschaut, also das Einlagern über so eine lange Zeit, das Restaurieren, der Service und der Preis heute am Markt, dann rechnet es sich in den meisten Fällen nicht. Oltimer sollen Spass machen, man muss sie bewegen, fahren und geniessen. Es sind Raritäten aus vergangenen Zeiten.
Text: Liecht. Vaterland / Andreas Laternser
Fotos: Niels Volksmar / Gianluca Urso